Aywa – Ein experimenteller Jazz-Sound mit marokkanischen Einflüssen

 Aywa – Ein experimenteller Jazz-Sound mit marokkanischen Einflüssen

„Aywa“, eine Komposition des marokkanisch-französischen Musikers Hamid Drake, ist ein faszinierendes Beispiel für die Verschmelzung von experimentellem Jazz und traditionellen marokkanischen Musikelementen.

Hamid Drake, geboren in 1953 in Cairo, Ägypten, hat sich zu einem der renommiertesten Schlagzeuger der Avantgarde-Jazz-Szene entwickelt. Seine musikalische Reise begann in den 1970er Jahren in Chicago, wo er mit Größen wie Fred Anderson und Muhal Richard Abrams zusammenspielte. Drakes einzigartige musikalische Vision kombiniert westliche Jazztraditionen mit Einflüssen aus dem nordafrikanischen Raum. Er hat eine tiefgreifende Verbindung zu marokkanischer Musik, insbesondere zur Gnawa-Musik – einem spirituellen Genre, das mit rhythmischen Trommeln und Gesang verbunden ist.

“Aywa”, auf Arabisch für “Ja”, verkörpert Drakes musikalische Philosophie in beeindruckender Weise. Das Stück beginnt mit einem hypnotischen Rhythmus aus der Hand des marokkanischen Perkussionisten Omar Sosa. Dieser pulsierende Beat, gespielt auf der bendir, einer kleinen Rahmentrommel, bildet die Grundlage für Drakes komplexe Trommel-Improvisationen.

Drakes Spielstil ist kraftvoll und prägnant. Er nutzt sein Schlagzeug nicht nur als rhythmisches Instrument, sondern auch als melodische Klangquelle. Seine komplexen Polyrhythmen und ausgefallenen Fill-Ins fügen dem Stück eine zusätzliche Dimension hinzu.

Der Einsatz traditioneller marokkanischer Instrumente wie der Oud und der Ney – einer Flöte aus Bambus – verleiht „Aywa“ eine authentische, exotische Note. Die Oud-Melodie von oud Virtuosen Anouar Brahem erzeugt eine melancholische Stimmung, die perfekt mit Drakes kraftvollen Rhythmen kontrastiert.

Die Ney spielt eine wichtige Rolle in der Gnawa-Musik und repräsentiert die spirituelle Seite des Genres. Hier wird sie von dem talentierten Flötisten Hassan Hakmoun eingesetzt. Sein Spiel ist both virtuos und gefühlvoll, fügt dem Stück eine mystische Dimension hinzu und trägt zur einzigartigen Atmosphäre bei.

“Aywa” ist ein Beispiel für Drakes Fähigkeit, musikalische Grenzen zu überschreiten und verschiedene kulturelle Einflüsse nahtlos zu integrieren. Es ist ein Werk, das sowohl den erfahrenen Jazz-Hörer als auch den Neuling in die Welt der experimentellen Musik entführen kann.

Die Komposition “Aywa” wurde auf verschiedenen Alben veröffentlicht, darunter Drakes “Trance with Hamid Drake and The Masters of Gnawa Music” und “Nile.” Hier eine Auflistung der wichtigsten Veröffentlichungen:

  • Hamid Drake – Trance with Hamid Drake and The Masters of Gnawa Music (1995)

Dieses Album stellt eine kraftvolle Zusammenarbeit zwischen Drake und Meistermusikern der Gnawa-Tradition dar. “Aywa” ist der Höhepunkt des Albums, ein beeindruckendes Beispiel für die Verschmelzung von Jazz und Gnawa.

  • Hamid Drake – Nile (1998)

Auf diesem Album erkundet Drake weitere musikalische Einflüsse, darunter ägyptische Musik und afrikanische Rhythmen. “Aywa” wird hier in einer anderen Version präsentiert, mit einem stärker fokussierten Einsatz der Oud-Melodie.

Fazit:

„Aywa“ ist mehr als nur ein Musikstück; es ist ein kulturelles Erlebnis. Durch die Kombination von experimentellem Jazz und traditioneller marokkanischer Musik schafft Hamid Drake eine musikalische Landschaft, die sowohl fesselnd als auch inspirierend ist. Es ist ein Werk, das zum Nachdenken anregt und den Hörer auf eine Reise durch verschiedene Kulturen mitnimmt.